Auf dem dritten Türchen im Adventskalender stand für rund 50 Gäste keine "3", sondern „Li 318“. Dieses Türchen im so benannten Hörsaal im Lipsius-Bau unserer Hochschule öffnete sich am 3. Dezember für Absolventen des Bereichs Soziale Arbeit der Fakultät für Architektur und Sozialwissenschaften. Einige waren dabei dem Aufruf gefolgt, ihre Anhänge mitzubringen: Die jüngste Teilnehmerin (vermutlich Baujahr 2012) hatte definitiv noch keine Hochschulzugangsberechtigung in der Tasche. Geschweige denn einen Abschluss, wie die meisten der hier versammelten früheren Bachelor- oder Masterstudierenden.
"Viel zu tun in einer spannenden Welt"
Die wurden sogleich von Prof. Rainer Vor verbal in Emfang genommen. Der verwies auf aktuelle Herausforderungen der Gesellschaft: Kinderrechte ins Grundgesetz? Würdige Unterbringung von Flüchtlingen? Umgang mit traumatisierten Menschen? „Wir leben in einer spannenden Zeit und Sie haben viel zu tun!“, sagte der Prodekan über die vielfältigen Einsatzgebiete „seiner“ Abgänger. Ein abschließender Wunsch: Mögen die Anwesenden der Hochschule verbunden bleiben – für aktive Mitarbeit beim Kongress Soziale Arbeit 2016 in Leipzig. Oder in der Alumni-Gruppe.
Es folgte ein Heimspiel: Rektorin Gesine Grande war für ein Grußwort an ihre einstige Wirkungsstätte gekommen. Mit Verweis auf die Fusion der Fakultäten Architektur und Soziale Arbeit sagte sie: „Nie gab es stürmischere Zeiten als die, unter denen Sie studiert haben. Danke, dass sie das so mitgetragen haben!“
Für den Festvortrag „Die herausgeforderte Jugend. Wie gestalten sich heute Übergänge im Jugendalter?“ war Dr. Birgit Reißig (Deutsches Jugendinstitut) von der DJI-Außenstelle in Halle angereist. Im Handgepäck: eindrückliche Studienergebnisse zur Veränderung der Jugendphasen. Und: „Wir sehen den Aufschub von Elternschaft und Familiengründung.“ Obwohl der Wert von Familie und eigenen Kindern sogar noch angestiegen sei, verschiebe schieb sich die Realisierung immer mehr nach hinten – oder falle ganz aus.
Rosen, Tassen, Sektempfang
Es folgte der wichtigste Akt: Wer zwischen Juli 2013 und November 2014 abgeschlossen hatte (und anwesend war!), wurde mit Rose und einem FSR-Geschenk bedacht. Das eindrucksvolle Themenspektrum der Abschlussarbeiten wurde verlesen, es reichte von „Kinder in Regenbogenfamilien – Eine aktuelle Bestandsaufnahme im Hinblick auf das Adoptionsrecht“ (Jan Kroggel) über „Vom Selbstbewusstsein zur Selbstgestaltung – Eine machtanalytische Perspektive in der Sozialen Arbeit“ (Matthias Stock) bis zu „Die Viktimisierung von Sozialarbeitern durch stalkende Klienten“ (Freya Nebe).
Nele Günther wendete sich als Vertreterin der Fachschaft, die die Festveranstaltung organisiert hatte, ans Auditorium: „Wir haben nicht nur das Recht auf ein Studium, sondern auch das Recht auf eine qualitativ gute Lehre.“ Dafür habe sich Absolvent Jan Kroggel, einer ihrer Vorgänger, besonders eingesetzt, sagte sie dankbar.
Im Anschluss gab man sich beim Sektempfang ein Stelldichein. „Ein schönes Gefühl, bei einem Glas Sekt die ‚alte Familie‘ wiederzusehen“, sagte eine Absolventin. Sprach’s und schnappte sich ihre HTWK-Tasse samt Nikolaus. Der hatte der Veranstaltung nämlich die ganze Zeit an exponierter Stelle beigewohnt – in Reihe Null, gleich neben dem Pult.