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19.10.14, Studiengangsjubiläum – ein Plädoyer für die Zukunft

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„Mit einer Verspätung von drei Tagen und einer halben Stunde begrüße ich Sie recht herzlich zu unserem Jubiläumskolloquium.“ Mit diesen Worten leitete Prof. Dr. Gerhard Hacker am Mittwoch, den 15. Oktober 2014 die Veranstaltung „100 Jahre bibliothekarisches Studium in Leipzig: Auf der Suche nach dem Königsweg im 21. Jahrhundert“ feierlich im Audimax der Hochschule ein. Dass es das Studium mit der längsten Traditionslinie in Deutschland sein würde, ahnte Walter Hofmann sicherlich nicht, als er am 12. Oktober 1914 mit der Eröffnung der „Fachschule für Bibliothektechnik und -verwaltung“ den Grundstein für die bibliothekarische Ausbildung in Leipzig legte. Viel ist passiert in diesen vergangenen hundert Jahren und somit haben sich auch die Anforderungen an das Berufsbild des Bibliothekars immer wieder, besonders massiv in den letzten Jahren verändert.
Dies zeigte sich auch in der angeregten Podiumsdiskussion, moderiert durch Prof. Dr. Kerstin Keller-Loibl und Prof. Dr. Gerhard Hacker, die sich dem Thema „Königsweg Kreuzqualifikationen?“ näherte. Dabei ging es insbesondere um die Profilierungsmöglichkeit in der Bibliothekspädagogik im Masterstudiengang Bibliotheks- und Informationswissenschaft sowie um die neu angebotene Studienrichtung Bibliotheksinformatik im Bachelorstudiengang Medieninformatik. Auf dem Podium diskutierten Bettina Harling (Stadtbibliothek Mannheim), Prof. Dr. Klaus Tochtermann (Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften, Kiel/Hamburg), Prof. Dr. Michael Frank (HTWK Leipzig), sowie Prof. Dr. Arend Flemming (Städtische Bibliotheken Dresden) unter anderem die Frage „Wer braucht überhaupt Absolventen mit Kreuzqualifikationen?“ Hierbei gingen die Meinungen auseinander und auch die Antworten auf die Frage nach dem idealen prozentualen Mischungsverhältnis beider Qualifikationen schwankten zwischen 30/70 und 50/50. Dennoch: Das Fragezeichen hinter dem Titel der Podiumsdiskussion wurde einstimmig in ein Ausrufezeichen umgemünzt – dies galt sowohl für die Bibliothekspädagogik als auch für die Bibliotheksinformatik. Auch das Auditorium diskutierte lebhaft, was denn nun eigentlich wichtiger ist: Bibliothekare mit Informatikkenntnissen oder Informatiker mit bibliothekarischem Wissen? Eine schwierige Frage, die fast immer von der jeweiligen Stelle und Position innerhalb einer Bibliothek abhängt. Resümierend äußerten alle Podiumsteilnehmer, dass es so viele neue Perspektiven gibt, denen sich die Bibliothekswissenschaft öffnen sollte, durch die sich ein enormer Bedarf an neuen Arbeitsstellen innerhalb der Bibliotheken und Informationseinrichtungen ergibt, der sich in Zukunft noch verstärken wird.
Nach der Mittagspause eröffnete Prof. Hacker die zweite Runde des Kolloquiums zum Thema „Königsweg Cloud-Computing?“. Im ersten Vortrag stellte Dr. Uwe Risch (HeBIS-Verbundzentrale, Frankfurt a.M.) den Stand und die Perspektiven des Projektes „Cloudbasierte Infrastruktur für Bibliotheksdaten“ vor, dessen Ziel die Neuausrichtung der Bibliotheken und der bisherigen regionalen Bibliotheksverbünde als Partner von Ausbildung, Lehre und Forschung ist, indem sie ihre Dienste künftig cloudbasiert und international anbieten.
Reinhard Altenhöner sprach über die Kontinuitäten und Novitäten der aktuellen Entwicklungen aus Sicht der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt a. M., die immense Datenmengen zu bewältigen hat.
Prof. Dr. Andreas Degkwitz von der Humboldt Universität Berlin stellte sich in seinem Vortrag noch einmal der Frage nach dem „Königsweg“: Ist es die Befreiung der Bibliotheken von der Informationstechnik oder könnte eher die Integration von Kreuzqualifikationen der Königsweg sein? So schlussfolgerte Prof. Degkwitz, dass seiner Meinung nach „die bibliothekarische Expertise im Umgang mit Metadaten weiterhin gefragt sei, dass diese aber mit den neuen Anforderungen wachsen müsse“.                                                                                    
Nach einer kurzen Pause stand der restliche Nachmittag dann ganz unter dem Stichwort „Königsweg Reorganisation?“ Wie müssen Bibliotheken heute organisiert sein, um den Nutzern zeitgemäß zu dienen? Welche Herausforderungen müssen bewältigt werden? „Change Management“ ist hierbei das Schlagwort schlechthin, das auch Michael Golsch (SLUB Dresden) als Konsequenz der rasanten Digitalen Revolution in den Mittelpunkt rückte. Die Frage, ob der Königsweg in der Reorganisation liegt, beantwortet Golsch ganz klar mit der Aussage „Königsweg Personalentwicklung!“
Einen spannenden Praxisbericht lieferte Elke Beer von der Stadtbibliothek Chemnitz, deren Credo die Notwendigkeit kontinuierlicher Fortbildungen ist, um mit den derzeitigen Entwicklungen schritthalten zu können.
Den Abschlussvortrag „Change in der Bibliothekarausbildung“ hielt Prof. Dr. Hans-Christoph Hobohm (FH Potsdam). Seiner Erfahrung nach sollte die Praxis immer „evidence based“ sein, was durch viele Projekte, Tagungen etc. erreicht werden kann. Einen Wandel seiner Studierenden sieht Prof. Hobohm bereits in den vielen aktuellen Themen in den von ihm betreuten Abschlussarbeiten mit Titeln wie „Innovative Produkte in Bibliotheken“ oder „Wird Change Management in der Praxis umgesetzt“.
Im Anschluss bedankte sich Prof. Dr. Hacker bei allen Teilnehmern und Gästen recht herzlich für das zahlreiche Kommen, die interessanten Einblicke in die Praxis und die regen Diskussionen. „Das Thema ‚Zukunft’ ist in Bibliotheken unvermeidlich und dauerhaft aktuell, denn jede Bibliothek muss beständig überprüfen, ob sie sich selbst und ob sich ihre jeweilige Funktion innerhalb der Gesellschaft noch ausreichend in Übereinstimmung mit dem sich schnell wandelnden gesellschaftlichen Umfeld befindet.“
Ebenso danken die Organisatoren dem Förderverein der HTWK Leipzig für die Unterstützung der Veranstaltungen.
Insgesamt kann ein positives Resümee der Jubiläumsveranstaltung „100 Jahre bibliothekarisches Studium in Leipzig: Auf der Suche nach dem Königsweg im 21. Jahrhundert“ gezogen werden. „Wir haben spannende Fragen der Hochschulausbildung von Bibliothekarinnen und Bibliothekaren diskutiert und versucht, neue Wege für die Entwicklung von Bibliotheken im 21. Jahrhundert zu finden. Aktueller kann ein hundertjähriges Jubiläum nicht gefeiert werden“, fasst Prof. Keller-Loibl zusammen.

Text/Fotos: Claudia Schellenberger


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